Erstbegegnung mit Vince
Es war das erste DDR-Konzert von Vince Weber, dem legendären Blues- und Boogiepianisten und Sänger aus Hamburg. Das war 1982 zum Internationalen Dixielandfestival in Dresden; und ich damals 15 Jahre alt.
Im Programm stand, daß da wer aus dem Westen kommt, der Klavier spielt und singt, was ich mir zwischen all dem gewohnten Dixielandbandsound nicht so richtig vorstellen konnte. Entsprechend gespannt saß ich dann am Abend im schönen Kongreßsaal des Hygienemuseums.
Ein herrlich exotisch aussehender junger Mann mit wilden schwarzgrauen Locken erschien, schritt zum Flügel und spielte und sang mit unglaublicher Intensitä!
Los gings mit 2 Versionen des “Pinetops Boogie Woogie”, dann gänsehäutender Blues “He Was A Friend Of Mine” und seine unübertroffene Interpretation von ”Nobody Knows You, When You’re Down And Out” - Tränen und Begeisterung! Diese kraftvollen, treibenden Baßlinien der linken Hand, völlig neu gespielt in herrlichen Rhythmen und dann Oktavbässe in einem aberwitzigen Tempo, daß es einen kaum auf dem Stuhle hielt! Dazu eine derart perlende rechte Hand, besonders auch bei den langsamen, tief empfundenen Bluestiteln, in einer traumwandlerischen Selbstverständlichkeit gespielt; die Augen geschlossen, der rechte Fuß den Rhythmus unterstützend - Spannung pur... Und diese Stimme! Die schien tief aus dem schwarzen Delta des Mississippi zu kommen und ging direkt ins Herz!
Ich war völlig elektrisiert von dieser Musik und wußte plötzlich genau, welche Richtung mein Klavierspiel fürderhin nehmen würde... Ringsum im Saal ebenso helle Begeisterung und tosender Beifall. Noch heute reden viele von diesem Konzert...
Nach dieser Initialzündung mußten mich keine Eltern mehr zum Klavierüben drängen - ab da übte ich freiwillig! Und zwar stundenlang Boogie-Bässe mit der Linken...
Inzwischen spiele ich selbst Solokonzerte voller Blues und Boogie Woogie und bin Vince unendlich dankbar, daß er damals nach Dresden kam, für seine Freundschaft und seine wunderbare Musik, die so viele Pianisten auf der ganzen Welt für Boogie Woogie und Blues bis heute inspiriert.
